KOBV fordert mehr Einsatz für Arbeit, Recht und Bildung
Die Zahl der Diskriminierungsfälle gegenüber Menschen mit Behinderungen steigt weiter an. Laut aktuellem Bericht der Behindertenanwaltschaft, vorgestellt am 9. April 2025 im Sozialausschuss des Nationalrats, wurden im Jahr 2023 insgesamt 784 Fälle verzeichnet – das sind 10 % mehr als im Vorjahr. Besonders betroffen: die Arbeitswelt und der Alltag. Für den KOBV Österreich – Der Behindertenverband – ein deutliches Zeichen dafür, dass strukturelle Verbesserungen dringend nötig sind. Der Verband fordert klare Schritte in den Bereichen Arbeit, rechtliche Unterstützung und Bildung.
Arbeit: Faire Chancen schaffen
Am Arbeitsmarkt sind Menschen mit Behinderungen häufig benachteiligt. Viele sind langzeitarbeitslos, weil Unternehmen keine passenden Stellen anbieten und Fördermaßnahmen freiwillig bleiben. Der KOBV fordert sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze am ersten Arbeitsmarkt – dauerhaft, leistbar und erreichbar.
Die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungspflicht wird zu oft umgangen und trifft nur größere Unternehmen ab 25 Beschäftigten, d.h. in Österreich nur rund 2,9 % aller Unternehmen. Um das zu ändern, setzt sich der KOBV für die Einführung eines alternativen Finanzierungsmodells in Form des Behindertenbeschäftigungsbeitrages ein, wodurch mehr Mittel zur Verfügung stünden, um Fördermaßnahmen für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu forcieren.
Recht: Niemand soll alleine dastehen
Ein weiterer Kernbereich: das Recht. Zwar gibt es Schlichtungsverfahren bei Diskriminierung, doch viele Betroffene vermeiden sie. Ein Grund: Firmen treten meist mit Anwält:innen auf – die Gegenseite hingegen bleibt oft unvertreten. Im Jahr 2023 begleitete die Behindertenanwaltschaft nur noch 28 Verfahren, 2022 waren es 43. Weiterer Grund: Die Teilnahme am Schlichtungsverfahren ist freiwillig, viele Firmen verweigern die Teilnahme an diesen Verfahren und bleibt den Betroffenen nur der Weg zum Gericht, was jedoch ein Prozesskostenrisiko mit sich bringt.
Der KOBV bietet seit Jahrzehnten fundierte Rechtsberatung und arbeitet dabei eng mit der Behindertenanwaltschaft zusammen. Der Verband fordert von der Regierung mehr Mittel, damit Beratungsangebote ausgebaut und leichter zugänglich werden. Darüber hinaus ist das Prozesskostenrisiko für die gerichtliche Durchsetzung von Ansprüchen bei Diskriminierung zu beseitigen. Nur wenn Verfahren einfach und leistbar sind, werden Betroffene ihre Rechte auch wahrnehmen.
Zudem fordert der KOBV eine stärkere Zusammenarbeit von Sozialversicherungsträgern und dem AMS. Wer nach einem Unfall oder längerer Krankheit wieder ins Berufsleben zurückkehren möchte, darf nicht an komplizierten Zuständigkeiten scheitern.
Bildung: Inklusion beginnt früh
In Sachen Bildung drängt der KOBV auf echte Inklusion von Anfang an. Der Zugang zu gemeinsamen Bildungswegen muss bereits im Kindergarten beginnen. Die Behindertenanwaltschaft fordert den Ausbau inklusiver Kinderbetreuung und eine Abkehr von Sonderschulen – der KOBV unterstützt diesen Weg.
Nur wenn Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen, wachsen sie mit Respekt und Verständnis füreinander auf. Damit gewinnt die junge Generation an sogenannten Social-Skills, die später von großem Wert bei Teamarbeit und für die gesamte Gesellschaft sind. Kinder mit Behinderungen profitieren insbesondere von einer guten Ausbildung, da sich Menschen mit Behinderungen in der Regel stark beweisen können müssen. Für inklusive Bildung braucht es ausreichend Personal, passende Räume und die nötige Finanzierung. Die UN-Behindertenrechtskonvention schreibt das längst vor – jetzt muss sie auch umgesetzt werden.
Gemeinsam für eine inklusive Zukunft
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Der KOBV sieht in den aktuellen Entwicklungen keinen Anlass zur Resignation, sondern zum Handeln. Diskriminierung am Arbeitsplatz, Hürden beim Zugang zu Recht und fehlende Inklusion im Bildungswesen – all das lässt sich ändern.
Dafür braucht es den Willen der Politik, aber auch den Rückhalt in der Gesellschaft. Der KOBV ruft dazu auf, die Weichen jetzt zu stellen. Denn eine inklusive Gesellschaft entsteht nicht von selbst – sie entsteht durch Engagement, Mut und gemeinsame Verantwortung.